

[Snake Climbing] [Street Jumping] [Der Kampf um die Credits]

Trends aus USA überrollen Österreich - was dahintersteckt
Zwei Riesenkörper - die doppelte Korpulenz auf der Europabrücke,
aneinandergekettet mit Plastikseilen, die Videokameras laufen, eine heiße Brise aus
Süden, der Schiedsrichter zückt die Pistole, die Menge ergeht sich in gespannter
Stille. Da - ein Schuß. Es war der Schiedsrichter. Mit ungeahnter Wucht werfen sich die
beiden Über-100-Kilo-Herren über die Brüstung und fallen, fallen, fallen ...
Alles hält den Atem an. Das Seil spannt sich allmählich, und
plötzlich ist es voll belastet - mit gut 250 Kilogramm. Der Kampf beginnt. Die
gewaltigen Körper am unteren Ende des Gummiseils versuchen einander zur Seite zu
stoßen, immer und immer wieder, mit dem Ziel, daß der andere eines der beiden
Richtseile berührt, die links und rechts vom Bungee-Seil schnurgerade
herunterhängen.
Eine Vision? Ein Alptraum? Nein - brutale Realität. Was die beiden Beleibten machen,
heißt Bungee Wrestling - eine Sportart, deren Siegeszug um die Welt auf der
Europabrücke Station macht. Österreichs sportbegeisterte Bevölkerung
blickt in dieser Saison auf die "neuen Sportarten" - fast allesamt aus USA und
gerade deswegen "mega angesagt" - wie es im saloppen Jargon der forschen
Jugend so schön und treffend heißt.
Nicht minder aufreibend ist der Megatrend des Snake Climbing - Bis zu sieben
Personen seilen sich aneinander und klettern in einem Höllentempo die steilsten Berge
hinauf. Das kann extrem gefährlich sein, da, falls einer abrutscht, die gesamte
Mannschaft abzustürzen droht. In den USA hat dieser Sport seit seiner Erfindung
bereits Hunderte Menschenleben gefordert, deswegen erwägen einzelne
Bundesstaaten ihn nun "abzuschaffen".
Die schonenderen Alternativen zu solchen Extremsportarten tragen Namen wie das derzeit
boomende Inline Boarding, bei welchem das herkömmliche Skateboarding
dadurch verschärft wird, daß die Räder des Boards in einer Reihe stehen -
im Prinzip wie beim Inline Skating. Hierzu ist äußerst viel Geschick erforderlich;
deswegen sind die erfolgreichsten Inline Boarder in den USA ähnlich populär wie
die Basketballstars.
Quasi als noblere Variante des Streetball macht sich in den US-amerikanischen
Großstädten bereits das Street Jumping einen Namen. Hierbei geht es
darum, wie der Name schon sagt, möglichst gewagte und irre Sprünge in den SJ
Competitions zu vollbringen. Der soziale Aspekt darf dabei auch nicht unter den Tisch
gekehrt werden, schließlich träumen im speziellen US-Amerikas schwarze
Jugendliche von Ruhm und Geld durch den Aufstieg zum Street Jumping-Superstar.
Doch allzuoft enden derartige Träume mit einer Katastrophe. Als Beispiel sei das
Schicksal des neunzehnjährigen Mike Willsmith aus Miami angeführt. Gerade als
er es im Mono Surfing auf lokaler Ebene zu erster Bekanntheit gebracht hatte,
wurde er beim Versuch, seine Freundin Glenda von Extasy wegzubringen, von einer Bande
von Paradivern mit deren Sauerstoffflaschen krankenhausreif geprügelt. Eine von
leider mittlerweile zahlreichen Fehden unter New Sports-Freaks.
Die US-amerikanische Regierung versucht seit zwei Jahren mittels großangelegter
Schulsportprogramme, die Trends halbwegs unter Kontrolle zu halten. So gibt es, zur
Verwunderung manches Europäers an den High Schools bereits Kurse in Ski
Hockey, Power Gliding und Sky Biking. Alle diese Kurse bringen zwar massig
"credits", doch beinahe täglich entstehen neue Sportarten, sodaß ihr
Aktualitätsbezug meist schon nach einem Jahr vorüber ist.
Übrigens bieten auch einige Wiener Vereine und Organisationen bereits Veranstaltungen mit
Mountain Walking, Ice Skating und Streetwalking an. Österreich konnte und kann sich
den brandaktuellen Trends aus USA eben nicht verschließen.
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